Mittwochspalte 15.11.2023

Junge Leute wollen nicht mehr arbeiten oder warum haben Boomer aufgehört zu träumen?

Die Generationen Y und Z werden von Medien als „arbeitsscheu“, „zu fordernd und zu fragil“ in der Arbeitswelt dargestellt. Die Diagnose ist klar: Wir wollen nicht arbeiten. Doch schon in der Antike haben sich ältere Generationen über die faule und respektlose Jugend beschwert. Ist da also etwas dran?

Eine Analyse der Statistik der Arbeitsstunden pro Erwerbstätigen zeigt, dass in Deutschland die Arbeitszeit pro Erwerbstätigem seit 1970 zwar reduziert wurde. Der markanteste Rückgang war jedoch zwischen 1970 und 1990, als sie um fast 21 % zurückging. Seit 1991 ist der Rückgang nur etwa 14 %. Wir waren also nicht die, die wöchentliche Arbeitszeit verringert haben, da wir erst um 2010 angefingen zu arbeiten. An dieser Stelle gebührt den Wegbereiter:innen ein großes Dankeschön.

Im Alter von 25 bis 34 Jahren betrug das Nettovermögen von Millennials etwa 60 Prozent des Nettovermögens eines Babyboomers im gleichen Alter. Damals konnten die Boomers noch ein Haus mit ihrem Gehalt erwerben. Millennials begannen ihr Berufsleben während der schlimmsten globalen Krise seit der Großen Depression. Ich musste deshalb auswandern. Wenn also von jungen Menschen gesprochen wird, sprecht ihr auch von all den Migrantinnen, die die Jobs machen, die ihr nicht machen wollt? Deutschland ist ja das Land, in dem am wenigsten Stunden pro Jahr weltweit gearbeitet wird.